Heidi Liegel
Es war eine bereichernde Erfahrung, hier dabei sein zu dürfen, so Heidi Liegel. Der Synodale Prozess begann unter Papst Franziskus und Papst Leo führt diesen weiter. Im Geist der Synode zu handeln heißt in einem ersten Schritt offen zuzuhören, welche Sorgen und Nöte die Menschen bewegen. Dies tat auch Papst Leo am ersten Nachmittag. Er hörte die Berichte und Fragen aus den verschiedenen Kontinenten. Er antwortete darauf mit einer großen Offenheit und machte Mut, den Prozess der Synodalität in den eigenen Diözesen umzusetzen.
Treffen mit Kardinal Mario Grech, Generalsekretär der Synode.
Der zweite Tag war geprägt vom Synodalen Gespräch und verschiedenen Workshops, wie dieser neue Weg in unseren Gemeinden umgesetzt werden kann. Im Synodalen Gespräch wird eine Haltung eingeübt, im Gebet, in der Stille auf den Geist Gottes zu hören. Offen zu sein, welche Fragen, welche Themen aus diesem Geist heraus ans Licht kommen möchten, ausgesprochen werden, um damit gemeinsam weiterzugehen. „In den Workshops, bei denen ich dabei war, wurde darüber gesprochen, wie Frauen und Männer sich in der Kirche engagieren können“, so Heidi Liegel. Im Absatz 60 im Synodenpapier wird besonders auf die Rolle der Frau eingegangen. Dabei ist herauszuheben, dass Frauen in unserer Kirche schon Eheassistenz, Taufen und Predigtdienste ausüben. Das ist auch eine Frucht des synodalen Weges.
Im zweiten Workshop wurde aufgezeigt, wie solch ein Beteiligungsprozess gestaltet werden kann. Dabei wurde Papst Franziskus zitiert: Es ist unerlässlich, die richtige innere Einstellung zu haben, um in diesen Geist einzutreten, um „als Schwestern und Brüder gemeinsam zu gehen und auf den Heiligen Geist zu hören.“ Der Synodale Weg ist ein Zeichen der Zeit, eine Möglichkeit in aller Unterschiedlichkeit, neue Brücken im Miteinander zu bauen. Eine hörende Kirche, für
todos, todos, todos –
alle, alle, alle - wie Franziskus es
vorgelebt und gesagt hat.
Petra Steinmair-Pösel
„Helft uns, den kirchlichen Raum zu erweitern, damit er kollegial und einladend wird.“ Denn unsere Kirche soll „nicht der Logik der Macht, sondern der Logik der Liebe folgen“. Diese Worte von Papst Leo XIV. sind ein Bekenntnis zur Synodalität und fassen gut zusammen, was beim Treffen der synodalen Teams in Rom in Gesprächen, Workshops und Seminaren für mich durchwegs spürbar wurde: Der Wunsch und das Bemühen, aufeinander und auf den Hl. Geist zu hören, voneinander und miteinander zu lernen, auf Augenhöhe gemeinsam unterwegs zu sein und einen Kulturwandel in der Weltkirche hin zu mehr Partizipation, Transparenz und Mitverantwortung zu ermöglichen.
Schwierige Fragen werden nicht (mehr) unter den Tisch gekehrt, sondern als Lernchance willkommen geheißen und gemeinsam bearbeitet. Dies wurde z.B. ganz konkret sichtbar in den Fragen, die Papst Leo von Repräsentant:innen der kontinentalen Synodenteams gestellt wurden: da ging es u.a. auch um das Verhältnis von Hierarchie und Partizipation oder um die Rolle von Frauen in der Kirche.
Die Delegation der Diözese Feldkirch in Rom: Heidi Liegel, Thomas Folie und Petra Steinmair-Pösel
Persönlich und für unsere Diözese nehme ich die Ermutigung mit, den synodalen Weg konsequent weiterzugehen. Dazu zählt auch der Auftrag, dass wir als Kirche nicht nur selbstreferenziell auf uns fokussiert sind, sondern uns immer wieder neu fragen, welchen Beitrag wir als Christinnen und Christen für unsere Welt heute leisten können. Und wie wir das, was wir von Jesu Botschaft verstanden haben, leben und weitergeben können – in den ganz konkreten Kontexten und mit den ganz konkreten Menschen, mit denen wir unterwegs sind.
Ein Beitrag, das wurde in Wortmeldungen von Teilnehmer:innen aus verschiedenen Kontinenten angesprochen, ist tatsächlich der synodale Kulturwandel:
das achtsame und respektvolle Aufeinander-Hören,
das wir angesichts gesellschaftlicher Spaltungen,
Fragmentierungen und Polarisierungen
so oft schmerzlich vermissen.
Thomas Folie
Im Rahmen des Heiligen Jahres fand im Petersdom eine beeindruckende Papstmesse mit den Synodenteams und Mitwirkungsgremien der Weltkirche statt. Diese Gruppen seien, so Papst Leo in seiner Ansprache,
ein Bild dieser Kirche,
die in Gemeinschaft lebt“.
Der Heilige Vater rief die Anwesenden dazu auf, beim Hinhören auf den Heiligen Geist, im Dialog, in Geschwisterlichkeit und in Offenheit („Parrhesia“) mitzuwirken, um zu verstehen, dass alle Getauften – unabhängig von Geschlecht und Aufgabe – gemeinsam auf der Suche nach Gott unterwegs sind und die Gesinnung Christi in sich tragen sollen.
Mehr als 2000 Vertreter:innen aus allen Kontinenten waren mit dabei.
„Helft uns, den kirchlichen Raum zu erweitern“, so der Papst weiter, „damit er kollegial und einladend wird.“ Nur so könne die Kirche mit Zuversicht und neuem Geist die Spannungen ihres Lebens bewältigen – jene zwischen Einheit und Verschiedenheit, zwischen Tradition und Erneuerung, zwischen Autorität und Teilhabe. Diese Spannungen seien kein Widerspruch, sondern könnten, wenn sie vom Heiligen Geist verwandelt werden, zu Quellen geistlicher Fruchtbarkeit werden. Es gehe nicht darum, sie aufzulösen oder einander anzugleichen, sondern sie in Harmonie zu bringen, sodass sie zu einer gemeinsamen Entscheidungsfindung führen.
Ich war tief beeindruckt von der Feier und den Begegnungen in diesen drei Tagen in Rom: „Mich persönlich haben die vielen Begegnungen mit Menschen aus der ganzen Weltkirche berührt. In kleiner Runde kamen die unterschiedlichsten Vertretungen zusammen: Ein Bischof aus Ghana, für den die Rolle der Frau kein Thema ist, ein verheirateter Priester aus der unierten Ostkirche der Slowakei, der von den familiären Herausforderungen seines Dienstes berichtete, eine Ordensschwester aus Tansania, Priester aus New Jersey oder eine Mitarbeiterin aus den Vereinigten Arabischen Emiraten. Gemeinsam haben wir einander zugehört, Gemeinsamkeiten und Unterschiede benannt und stehen lassen können. So wurde Synodalität für mich ganz konkret erfahrbar.“