Allerseelen ist der Tag des Gedenkens an alle verstorbenen Gläubigen. Das Evangelium stammt aus dem 11. Kapitel nach Johannes, in dem es um den Tod und die Auferweckung von Lazarus geht, der gemeinsam mit seinen Schwestern Marta und Maria zu den engen Vertrauten von Jesus gehörte.
Im Dialog mit Marta spricht Jesus eines von insgesamt sieben – manche sagen auch acht – „Ich-Bin-Worten“ im Johannes-Evangelium: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben.“
Bam – das sitzt! Jesus redet hier nicht theoretisch darüber, wie man sich Auferstehung und ewiges Leben vorstellen könnte. Er überbringt nicht die Botschaft eines anderen. Nein, er selbst ist die Botschaft, er selbst ist Auferstehung und Leben. Durch Jesus selbst hindurch gelangt der, der glaubt, zum Leben.
Als Kind habe ich bei uns im Dorf bei vielen Beerdigungen ministriert. Dieses Ich-Bin-Wort von der Auferstehung und vom Leben haben Pfarrer oder Kantor auf dem Friedhof immer gesungen. Ich erinnere mich an verschiedene Stimmen und Tonlagen. Oft genug versagte die Lautsprecheranlage, doch alle kannten den Rest des Satzes auswendig. Ebenso wie den Gesang von den Engeln, die zum Paradiese dich geleiten mögen – im lateinischen Text kommt Lazarus als Prototyp des Erweckten übrigens auch vor.
Mal war es kalt am Friedhof bei Wind und Regen, mal sengend heiß. Mal wurde ein armer Alkoholiker begraben, mal ein reicher Bauer. Aber immer wurde und wird der mal kleinen, mal zahllosen Gemeinschaft der Trauernden – mit diesem Ich-Bin-Wort von der Auferstehung und vom Leben – Trost und Hoffnung auf ein Wiedersehen zugesungen.
Dietmar Steinmair ist Geschäftsführer des Katholischen Bildungswerks Vorarlberg und Teamleiter im Pastoralamt der Diözese Feldkirch. sonntag@koopredaktion.at

