
Von Sr. M. Anastasia Franz
Die Klaraschwester Maria Christina aus Düsseldorf hat einen erwachsenen Sohn und ist seit sechs Jahren im Kloster! Mit der Kirche hatte sie viele Jahre nichts am Hut: Im Alter von 20 Jahren ist sie aus der evangelischen Kirche ausgetreten. Vor ihrem Klostereintritt hat sie eine sehr schöne, bereichernde Arbeit: Sie betreute Geistig-Behinderte: seelsorgerlich, pflegerisch und pädagogisch. Die Sache mit dem Glauben ließ sie aber nicht los: Sie war lange auf der Suche: „Vor elf Jahren bin ich über die katholische Glaubensinformation, die von den Franziskanern geführt wurde, konvertiert, nachdem ich in der katholischen Kirche dem lebendigen Gott begegnet bin.“
Dadurch kam Sr. Maria Christina mit der franziskanischen Spiritualität in Berührung, die sie direkt angesprochen hat. Durch ihr Engagement im Franziskanischen Säkularorden OFS wurde der Grundstein gelegt. Aber: „Trotz dieser Einbindung und all meiner Aktivität gab es immer noch eine ganz drängende und brennende Sehnsucht nach mehr, die sich auch nicht ignorieren ließ“, erzählt die Schwester. Im Mai 2017 pilgerte sie mit vielen Fragen im Gepäck von Rom nach Assisi: „Kann es wirklich sein, dass Gott mich jetzt tatsächlich auf so einen ganz anderen Weg ruft? Trotz meines Fest-im-Leben-Stehens, meines Mutter-Seins, trotz eines bisher so ganz anderen Lebensweges?“ Da die Antwort klar war, schaute sie sich verschiedene franziskanische Gemeinschaften an.
Während einer Anbetung bei ihrer Gemeinschaft, die klarianisch und kontemplativ ist, spürte Sr. Maria Christina: „Das ist es! Hier will Gott mich sehen! Hierhin hat er mich geführt.“ Sie wusste: „entweder diese Gemeinschaft oder keine! Hier kann ich meiner Sehnsucht nach Gott folgen, kann mein Leben in Fülle leben.“ Das habe sich bis heute nicht geändert. So freute sie sich darauf, im Sommer ihre zeitlichen Gelübde zu erneuern! So Gott will, darf sie sich in zwei Jahren durch die ewigen Gelübde für immer an Gott und ihre Gemeinschaft binden.
Im Kloster fasziniert Sr. Maria Christina das gemeinsam auf Gott ausgerichtet sein: „Wir alle hier, egal, wie unterschiedlich wir sind, wie unterschiedlich unsere Biografie und unser Werdegang ist, fühlen uns von Gott an genau diesen Platz gerufen und dürfen ihm auf diesem besonderen Weg folgen“, erläutert sie. Und weiter: „Wir dürfen gemeinsam zu dem unterwegs sein, der uns in dieses Leben und auf diesen Lebensweg gerufen hat!“
Der strukturierte Tagesablauf im Kloster führt die Schwestern durch die Feier des Stundengebetes und die tägliche Anbetungsstunde immer wieder vor Gott – auch an geschäftigen Tagen. Sie findet, dass die Gemeinschaft ein gutes Maß zwischen Zurückgezogenheit und Öffnung gefunden hat. Sie bringt sich bei vielen Arbeiten im Kloster ein und arbeitet auch gern mit jungen Leuten, die ins Kloster kommen oder bei Anlässen für junge Leute, die von der Diözese ausgehen. Für die jungen Menschen von heute hat sie eine Botschaft, nämlich, dass es für jede/n den richtigen Platz im Leben gibt, wo Glücklich-, Angenommen- und Angekommen-Sein erfahrbar wird. Manchmal brauche es vielleicht einige Anläufe. Man dürfe schauen, ausprobieren und vielleicht auch einmal die Richtung wechseln, bis es sich richtig anfühlt und dabei immer auf Gottes Führung vertrauen.