„Bittet und euch wird gegeben.“ Hört sich einfach an? Ist es aber nicht. Wenn wir genau darüber nachdenken ist es gerade in einer Leistungsgesellschaft, wie unserer etwas, was uns gegen den Strich geht. Bitten, eine Form des Umgangs, die uns schwerfällt, die uns Überwindung kostet. Wir wollen nicht zur Last fallen. Wir wollen uns nicht eingestehen, dass wir etwas nicht allein schaffen. Wir wollen nicht in der Schuld eines anderen, einer anderen stehen. Wir wollen uns nicht dem stellen, was wir vielleicht nicht haben. Wo wir auf das DU, auf unser Gegenüber, zugehen müssen und bewusst von dem, dass wir alles können und alles schaffen, heruntersteigen. Bitte – ein kleines und doch so wirkungsvolles Wort.
Blickt man über unsere zwischenmenschlichen Beziehungen hinaus auf unsere Beziehung zu Gott, wird dies noch durch eine weitere Komponente ergänzt – den Glauben. Gott um etwas zu bitten, erfordert tiefen Glauben. Da ist jemand, den sehe ich nicht, aber ich glaube, dass er da ist, dass er etwas bewirken kann und ja, ich glaube, dass das, was ich spreche, worum ich bitte, ankommt. Ankommt bei einer Instanz, die mich und alles, was ich kenne, übersteigt. Und dass es dieses „über allem“ interessiert, was mich tangiert, belastet oder auch erfreut. Das erfordert wahrhaften Glauben. Gleichzeitig ist es doch großartig, dass es etwas gibt, was uns übersteigt, unsere Welt mit unseren kleinen und riesengroßen Problemen und dass wir aktiv zu Gott sprechen dürfen, ihn aktiv um etwas bitten können. Mitunter einer der schönsten Aspekte des christlichen, des katholischen Glaubens – ein Gott, der für die Menschen da ist, der ein ansprechbarer Gott ist, ein Gott der Mensch wurde für jeden und jede Einzelnen von uns.
Katharina Schindelegger (33) ist Theologin und Journalistin. Sie ist in den Pfarren Ober Sankt Veit und Unter Sankt Veit – Zum Guten Hirten (Wien 13) als Pastoralassistentin tätig.