
Von Ingmar Jochum
Am Freitag luden die Gotteshäuser des Landes zur Langen Nacht der Kirchen. Rund 1000 Menschen waren im Einsatz und schufen abwechslungsreiche Erlebnisse für Besucher:innen aller Altersgruppen. Dabei wurde Vorarlberg zum spirituellen Abenteuerspielplatz. Von A wie „Abendklänge zur Schöpfung“ bis Z wie „Ziemlich coole Turmbesteigung“ war alles dabei, was die rund 6500 Gäste berührte. „Die diesjährige Lange Nacht der Kirchen hat wieder einmal gezeigt: Kirche kann mehr als Sonntagsstimmung. Sie zeigte sich kreativ, mutig, laut, leise, witzig, tiefgründig – und vor allem: hoffnungsvoll“, so Jacqueline Haller, Projektleiterin der „Langen Nacht der Kirchen“. Und sie richtet bereits den Blick in die Zukunft: „Lassen wir die Funken weiterfliegen, nehmen das ,Wir können hoffen‘ mit in den Alltag – und merken uns schon mal das nächste Mal vor. Denn in zwei Jahren heißt es wieder: Kirchentüren auf, Dachböden abgestaubt, Kellertüren auf – die Lange Nacht der Kirchen steht an.“
Den Auftakt machte am Freitag Bischof Benno Elbs. Er eröffnete die Lange Nacht mit einem Gottesdienst. „Ein Highlight war für mich die Segnung des Marktplatz 4, wo die Jugend zu einem Wohnzimmerkonzert und Bibelrunden eingeladen wurde. Danach ging‘s weiter nach Sulz, wo ich vielen Menschen begegnen durfte. Ein großes Danke an alle Ehrenamtlichen, die diese Nacht möglich gemacht haben“, freute sich Bischof Benno Elbs über das Engagement so vieler Menschen.
Bereits am Nachmittag begann das Programm in Höchst. Hier lud die Pfarre mit Anita Ohneberg zu einer Kirchenführung für Hochbetagte und an Demenz erkrankte Menschen ein. Mit viel Humor fand sie einen Zugang zu ihren Gästen und erläuterte anhand von symbolhaften Gegenständen die Bedeutung einer Kirche. Nur die humorvolle Suche nach Ministranten war an diesem Nachmittag erfolglos und die Frage, ob es denn eine Altersgrenze für die fleißigen Helfer:innen des Pfarrers gibt, blieb unbeantwortet. Ein wenig jünger war das Publikum eine Stunde später als Pfarrer Ioan Sandor die Fahrzeuge der Kinder segnete. Den Abschluss bildete ein begeisterndes Konzert mit dem Chor St. Johann und Tenor Alvaro Zambrano. In der Pfarre Herz Mariae in Bludenz konnten Kinder und Jugendliche mit ihren fahrbaren Untersätzen ausnahmsweise in die Kirche einfahren. Vor dem Altar wurden Roller und Fahrräder aufgestellt. Kaplan Jakob Geier segnete die Gefährte und wünschte den Kindern allzeit „Gute Fahrt“.
In Götzis stand die Wallfahrtskirche St. Arbogast im Mittelpunkt. Trotz Regens kamen viele zu Fuß, um dort den Abend gemeinsam zu verbringen. Den Anfang machte der tonart-Kinderchor unter der Leitung von Ekaterina Pichlbauer. Ging einem da bei „In Vorarlberg“ das Herz auf, so zeigten die Mädchen und die Jungs weiters, dass sie sich auch auf Gospel und afrikanische Klänge verstanden. Diesen Faden griff das Saxophonquartett der Klasse Martin Franz auf und spann ihn Richtung Jazz weiter. Und so ging es durch den Abend weiter. Musik wechselte sich mit Impulsen zu Wissenswertem und Erstaunlichem aus Götzis (mit Diözesanarchivar Michael Fliri und Gerhart Hofer) und Umgebung sowie Spirituellem (mit Franz Josef Köb) ab. Die musikalischen Brücken dazu bauten das Frauenensemble stimm.art, die Schola der rumänisch-orthodoxen Gemeinde, während der Abend mit gregorianischen Gesängen ausklang.
Trotz Regens und frischen Temperaturen pilgerte eine kleine Gruppe zu Fuß von Schwarzach nach Bildstein. Das Ankommen war besonders schön, denn der Pfarrkirchenrat hatte die letzten Meter des Weges mit Luftballons verziert. Die Basilika war festlich beleuchtet und auch für das leibliche Wohl war bestens gesorgt. Während draußen Hagel auf das Kirchendach donnerte, stärkte sich die Gruppe bei Saft und Kuchen und hörte der von Petra Baur vermittelten Kirchengeschichte zu.
Ein paar Kilometer weiter wurde in Dornbirn der goldene Vogel aufgespürt – kein echter, aber ein ziemlich magischer. Die Erzählerin brachte ein altes Märchen zum Funkeln, ganz ohne Glitzerfilter. In Feldkirch konnte man sich durchs Labyrinth des Lebens schlängeln. Wem das zu besinnlich war, der erklomm die Stufen zum Kirchturm. Die Anstrengung wurde mit einer göttlichen Aussicht belohnt. Funkelnd wurde es in Bregenz beim glitzernden Glaubensbekenntnis. Hier zeigte sich der Glaube im Paillettenoutfit – sakral und schillernd zugleich.
Erstmals nahm heuer die Pfarre Göfis an der Langen Nacht der Kirchen teil – und das mit einem abwechslungsreichen Programm, das zahlreiche Besucher:innen in die Pfarrkirche St. Lucius, die Sebastianskapelle und den Carl-Lampert-Saal lockte. Musikalische Beiträge der Jugendpfarrband „High Fire“, Kurzfilme der Jugendgruppe „Fire & Ju“ sowie persönliche Gespräche auf dem Sofa sorgten in der Pfarrkirche für eine lebendige, einladende Atmosphäre. Im Carl-Lampert-Saal lud ein gemütlicher Treffpunkt mit kulinarischem Angebot zum Verweilen ein.
Die Sebastianskapelle setzte mit einer Lesung von Norbert Wanker aus Briefen von Carl Lampert – begleitet von Blockflötenmusik von Barbara Nägele – einen besinnlichen Kontrapunkt. Emotionaler Höhepunkt war das gemeinsame Anstimmen von „Von guten Mächten wunderbar geborgen“.