
Wörter verblassen und verletzen, sie können töten. Zeitungen von gestern sind heute überholt, der Wortschwall und das Geschwätz in den sozialen Medien sind zerronnen, bevor sie gepostet wurden. Kürzel und Likes werden getippt, das Handy ist zum Gesprächspartner geworden, Leben wurde geschwätzig. Auch die Kirche ist es: Sitzungen und Papiere, lebensfremde Predigten und langatmige Zumutungen, Bildung online und Endlosschleifen. Wir reden viel und sagen wenig, obwohl die Politik schon lange vorzeigt, wie man es nicht macht. Ein Abgeordneter hat im amerikanischen Kongress über 24 Stunden geredet – ob er etwas gesagt hat? Alle reden, nur wenige verstehen und der neue Analphabetismus wuchert.
Gottes Wort bleibt, es belebt und es schafft Unruhe. Es ist nicht die Erfindung von Menschen, aber es wird den Menschen zugemutet. Übersetzungen der Bibel gibt es in über 3000 Sprachen. Karl Rahner hat formuliert: Der Mensch ist Hörer des Wortes Gottes. Ich möchte hinzufügen: Auch dann, wenn er sich diesem Wort verschließt, kann der Mensch Gott nicht abschalten. Und Gott redet, auch wenn er schweigt. Er ist keine fromme Geräuschkulisse und er poltert nicht wie die Fernsehprediger, Gott hält Wort. Gotteswisser und Glaubensspezialisten, die immer schon wussten, „was Gott uns heute sagen möchte“, sind keine guten Zuhörer. Nur wer liebt, hält an Gottes Wort fest. Wer mit dem Herzen hört und den Verstand strapaziert, begreift und wird ergriffen.
Der Auferstandene, der wiederkommen wird und mit seiner Kirche geht, ist der Garant dafür, dass Gott uns nie verlässt. Seine Liebe zu uns Menschen ist keine Eintagsfliege für extravagante Lebenssituationen. Gottes Heiliger Geist ist uns zugesagt und er wirkt, wenn Menschen zum Glauben kommen. Er arbeitet an uns.
P. Karl Schauer OSB ist Bischofsvikar in der Diözese Eisenstadt.