
Liebe Leserinnen und Leser des Kirchenblattes,
wir trauern um Papst Franziskus, einen Mann, der uns als Freund der Armen, als unbeirrbare Stimme des Friedens, als glaubwürdiger Zeuge des Evangeliums und, wie er es selbst einmal genannt hat, als „Hirt mit dem Geruch seiner Schafe“ in Erinnerung bleiben wird. Er war ein großer Mann der Kirche und des Glaubens. Schon als er am Tag seiner Wahl von der Loggia des Petersdoms aus die Menschen mit einem schlichten „Buonasera“ begrüßte, hat er die Herzen vieler erobert.
Von Beginn an hat er die Kirche aufgerufen hinauszugehen: zu den Armen, den Ausgegrenzten, den Verwundeten dieser Welt. Er hat uns gelehrt, dass gelebter Glaube nicht in schönen Worten besteht, sondern im Dienst an den Menschen. Seine Vision der Synodalität entsprang dieser Überzeugung: dass die Kirche gemeinsam auf dem Weg ist, im Hören auf den Geist Gottes und auf die Stimmen der Menschen.
Mit seinem Stil hat Papst Franziskus vieles verändert: Er hat den Blick auf die Ränder geschärft, die Ortskirchen gestärkt und die Gewissheit vertieft, dass die Kirche lebendig ist, wo Menschen Liebe und Freude im Glauben an Jesus leben.
Dass Papst Franziskus am Ostermontag heimgegangen ist, ist mehr als ein Zufall. Noch am Ostersonntag spendete er der Welt den Segen Urbi et Orbi, fuhr ein letztes Mal durch die Menge auf dem Petersplatz – und brach dann selbst auf in den Ostermorgen.
Wie oft hat er uns daran erinnert: Wir sind Zeugen der Auferstehung – nicht nur am Ende unseres Lebens, sondern mitten im Alltag, wenn wir etwa Krankheit, Schuld oder Trauer begegnen. Oder auch in all den kleinen und großen Auferstehungsgeschichten des Lebens, wenn etwa Versöhnung geschieht oder ein Herz neu zu hoffen beginnt.
Ich erinnere mich an ein Gespräch mit Papst Franziskus während der Familiensynode. Es war eine Zeit der Spannungen, voller Unsicherheit – viele hatten kaum noch Hoffnung auf einen guten Ausgang. Ich teilte ihm meine Sorge mit. Und er sagte nur: „Wir müssen auf Christus schauen – und weitergehen.“ Dieser Satz hat mich nie mehr losgelassen. Denn dieser Blick auf Christus – auf seine Liebe, seine Nähe, seine Barmherzigkeit – ist es, der tröstet, der befreit und neuen Mut schenkt. Franziskus lebte aus dieser inneren Quelle, aus einem tiefen Gottvertrauen.
Der erste Bischof im deutschsprachigen Raum, der von Papst Franziskus ernannt wurde, war Benno Elbs. Bildquelle: Vatican Media
Papst Franziskus hat mich zum Bischof ernannt. Auch deshalb war meine Verbundenheit mit ihm sehr eng. Sein Tod berührt mich tief. Und doch überwiegt die Dankbarkeit – für sein Leben, für seinen Glauben, für seine Liebe zur Kirche. Möge sein Lebenszeugnis uns dazu bewegen, seinen Weg der Barmherzigkeit, der Demut und der Hoffnung weiterzugehen. Möge sein Geist des Dialogs und der offenen Herzen in unserer Kirche lebendig bleiben. Und möge seine Stimme, die so oft die leisen und überhörten Worte des Evangeliums in den Lärm der Welt hineingesprochen hat, in und durch uns weiterklingen. Am Ende steht daher kein Schlusswort, sondern ein Auftrag, wie ihn Papst Franziskus oft formuliert hat: „Geht hinaus, bringt die Freude des Evangeliums in diese Welt!“ Tragen wir diese Freude weiter, als Pilgerinnen und Pilger der Hoffnung.
Bischof Benno Elbs