
WORT ZUM
EVANGELIUM _
Die Jünger hatten die Türen verschlossen, mehr noch ihre Herzen. Sie waren an die Grenzen ihres Denkens gekommen, in die Abgründe ihrer Vergangenheit mit diesem Jesus und in die Aussichtslosigkeit ihrer Gegenwart und Zukunft. Sie konnten nicht wirklich glauben. Das Kreuz des Gekreuzigten hatte ihren Glauben ruiniert, ihr Vertrauen vernichtet, ihre Nachfolge beendet. Sie wollten Beweise, Sicherheiten, Erfolge und seine Nähe. Daraus wurde nichts. Es blieben Zweifel, Ängste, die Bodenlosigkeit und grenzenlose Skepsis. Auch sie hatten noch nicht begriffen: Mit Gott macht man keine Bilanzen!
Doch ich mag sie, diese Zwölf, diesen „heiligen“ biblischen Rest der Skeptiker und Zweifler. Ich würde auch gut zu ihnen passen. Der gekreuzigte Gott hat sie alle ins Bodenlose gestürzt und ihr Tun und Reden der Lächerlichkeit ausgesetzt. Nur einer bewahrt einen klaren Verstand und einen kühlen Kopf, Thomas, genannt Zwilling, der zuerst, als der Auferstandene durch die verschlossene Tür zu ihnen kam, nicht mit ihnen war. Auf Geheiß des Auferstandenen streckt er seinen unerbittlichen Finger aus, legt diesen in seine geöffnete Seite und auf die von den Kreuznägeln zerfleischten Hände. Und er glaubt!
Glaube auf Distanz macht ungläubig, der Glaube ohne Berührung bleibt hinter den verschlossenen Türen meines Lebens, Glaube ohne Begegnung mit dem Auferstandenen wird zu Einbildung, manchmal zum Eintopf widersprüchlicher Spiritualität. Der Glaube an ihn aber öffnet die verschlossenen Türen meines Lebens und er hält auch meine Zweifel, die Blindheit und mein Hadern mit Gott aus. Ein solcher Glaube gibt Gott und mich nicht auf.
„Herr, ich glaube dir!“ – das ist mein Ostern. Und seine Ermutigung für uns: „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!“ Und: „Sei nicht ungläubig, sondern gläubig!“