Licht – Ein lebenslanger Begleiter

Im Gespräch mit Joachim Schwald

„Licht Spuren“ lautet der Titel Ihres neuen Buches. Wer sind Lichtgestalten bzw. was sind Lichterfahrungen in Ihrem Leben?
Elmar Simma: Lichterfahrungen sind für mich Begegnungen. Das kann eine schöne Bergtour sein, das ist für mich aber auch ein schönes Kunstwerk, das sind aber vor allem Menschen, denen ich begegne. Menschen, die mir sympathisch sind, die mich innerlich ansprechen, in deren Nähe ich mich wohl fühle, die mich nehmen, wie ich bin, das sind für mich Lichtgestalten.

Welche Rolle spielen in ihrem reichhaltigen, mit den menschlichen Höhen und Tiefen vertrauten Priesterleben die Kirchenräume?
Simma: Ein Raum bzw. ein Haus ist die dritte Haut. Die erste Haut ist die körperliche, die zweite unsere Kleidung und die dritte Haut sind die Räume, in denen wir uns wohl fühlen. Das ist vor allem das Daheim, aber das sind auch schöne Räume – Kirchenräume, Kapellenräume. Kunst hat mich immer angesprochen und mich spricht auch die Gestaltung und Wirkung von Räumen sehr an.

Wie äußert sich das?
Simma: Indem ich gerne dort hingehen und hineinsitze und diese besondere Atmosphäre auf mich wirken lassen. Wenn man in einen schönen (Kirchen)Raum kommt, erzeugt das eine feierliche, besondere Stimmung. Wenn ich etwa an die Kirchen der Bregenzerwälder Baumeister denke – das sind gewaltige Räume, die hier geschaffen wurden. Wenn man solche Räume betritt, hat man eine Ahnung von einem Größeren bzw. Jenseitigen.

Ihr neues Buch ist gespickt mit persönlichen Anekdoten, die Sie mit den Kirchenräumen verbinden. Gibt es eine, die Ihnen besonders in Erinnerung ist? Anders gefragt: Wo haben Sie besonders erhellende Momente erlebt?
Simma: Als Rankweiler ist für mich die Gedächtniskapelle in der Basilika ganz wichtig. Ich bin aber auch ein Fan von Assisi: Die Kirche San Francesco mit den wunderbaren Bildern ist sehr berührend. Aber auch die Kirche Santo Stefano, eine ganz schlichte aber schöne Kapelle, die ich am liebsten mit heimnehmen würde. (lacht) In Santo Stefano befindet sich beispielsweise ein Bild, auf dem  man vom Gekreuzigten nur Kopf und Arme sieht, der Korpus fehlt – das ist ein wunderbares Bild für die Kirche – der Korpus müssen wir sein. So gibt es eine Vielzahl an Räumen und Bildern, an die es schöne Erinnerungen gibt.

Von bekannteren Kirchen wie der Pfarrkirche St. Martin in Dornbirn oder der Galluskirche in Bregenz bis hin zu eher unscheinbareren Räumen, wie dem Andachtsraum im Hospiz am See oder der Damülser Kirche sind verschiedene Gotteshäuser abgebildet. Was macht den besonderen Mix aus bzw. was verbinden die scheinbar unterschiedlichen Kirchenräume miteinander?
Simma: Da Rudl Bischof schon das Buch „Kunst und Kraftorte“ geschrieben hat, wollte ich nicht noch einmal dieselben Kirchen beschreiben, so kam es zu dieser Zusammenstellung, die unmittelbar mit meinen Erlebnissen verknüpft ist. Ich habe in all diesen Kirchen Gottesdienste, Hochzeiten, Taufen oder Beerdigungen gefeiert. Es sind verschiedene persönliche Bezüge, die ich zu diesen Kapellen und Kirchen habe und im Laufe von 61 Dienstjahren, hat man so einige Bezüge.

Licht ist ein Lebenselixier. Wie wichtig ist es – gerade heute – die Zeichen der Allgegenwart Gottes zu deuten und bewusst wahrzunehmen?
Simma: Ohne Licht könnten wir nicht leben. Der Körper braucht Licht – es gibt Lichttherapien. Wir fühlen uns im Licht wohler. Man spricht auch von Lichtblicken. Licht ermöglichte es uns, die Welt zu erleben und wahrzunehmen. Wenn ein Kind auf die Welt kommt, erblickt es das Licht der Welt. Und wenn jemand gestorben ist beten wir „Und das ewige Licht leuchte ihnen“. Wir gehen durch das Dunkel der Krankheit bzw. des Sterbens durch und hoffen, dass wir in bleibendes Licht kommen – insofern ist Licht ein lebenslanger Begleiter.