
„Als Musikerin und Pädagogin aus Leidenschaft bin ich aus Kitzbühel kommend lebenslang am Weg und doch freue ich mich, das Gefühl zu haben, im Kirchenmusikreferat angekommen zu sein“, sagt Cornelia Rupert, die neue Kirchenmusikreferentin der Diözese Feldkirch. Wir haben mit ihr über Stationen auf ihrem Weg und über Herzensprojekte gesprochen.
Cornelia, du hast schon etliche Stationen hinter dir – von Kitzbühel über Barcelona bis China.
Lernst du gerne neue Welten kennen und wenn ja, warum?
Cornelia Rupert: Ja, unbedingt! Vor allem Menschen kennenzulernen, fasziniert mich. Jeder Mensch ist ein Spiegel, der mich selbst in einem neuen Licht sehen lässt. In Spanien habe ich erlebt, wie Sprache unser Denken prägt – im Spanischen wird vieles vom Außen her gedacht, weniger vom „Ich“. Mit der Vorstellung, dass wir trotz kultureller Unterschiede alle ähnliche Bedürfnisse haben, bin ich nach China gegangen. Ich glaube es immer noch, aber Geschichte und politische Systeme formen natürlich auch Menschen. Das Reisen hat mir gezeigt, wie verbindend eigentlich jede Leidenschaft – also auch Musik – sein kann, unabhängig von Sprache oder Herkunft.
Was hat dich auf deinem musikalischen Weg immer wieder neu begeistert – und was treibt dich heute an?
Rupert: Ich habe im Musizieren Gefühle durchlebt, denen ich erst später im Leben begegnete – diese Universalität von Musik fasziniert mich.
Mich begeistert der Moment, in dem Musik ansteckt. Wenn jemand plötzlich merkt: ‚Ah, da gibt es noch mehr – das fühlt sich großartig an!‘ Ich sehe mich als Mutmacherin: Musik schafft einen geschützten Raum, in dem man Gefühle zeigen darf. Genau das brauchen wir als Menschen – sich hingeben können, ohne Angst.
Wie möchtest du deine neue Aufgabe als Kirchenmusikreferentin gestalten?
Rupert: Mir ist das Vernetzen wichtig. Es gibt so viele tolle Musiker:innen, Chöre und Initiativen in Vorarlberg. Ich möchte Räume öffnen, damit sich Menschen begegnen, voneinander lernen und die Kirchenmusik als lebendige Kraft wahrnehmen. Außerdem ist mir Bildung ein großes Anliegen – egal ob Kinder, Jugendliche oder Erwachsene: Musik stärkt uns und gibt Halt.
Du warst auch auf Pilgerwegen unterwegs – hilft das Pilgern beim Dirigieren (und umgekehrt)?
Rupert: Ja, tatsächlich. Beim Gehen kommen mir die besten Gedanken, auch musikalisch. Auf einem Pilgerweg habe ich sogar Partituren auswendig gelernt. Das Gehen eröffnet Raum, auch für den Kopf und macht frei für Assoziationen – so wie auch Musik uns in Bewegung bringt.
Begeistert dich Spontaneität? Mir ist zu Ohren gekommen, dass du bei einer Probe der Chorakademie ganz spontan im „Alt“ mitgesungen hast.
Rupert: Ja, ich liebe spontane Momente! Ich habe sogar ein kleines Gedicht über den „Augenblick“ geschrieben. Für mich ist das Hier und Jetzt das einzig Wahre. Und ja, manchmal macht es einfach Freude, sich in eine Stimme hineinzusetzen und mitzumachen. Vor allem, wenn ich gute Gesellschaft spüre, bleibe ich da gerne einfach „picken“.
Gibt es einen Moment in deiner bisherigen Laufbahn, der dir bis heute ein Lächeln ins Gesicht zaubert?
Rupert: Mich begeistert der Moment, in dem Musik ansteckt, wenn ein Chor plötzlich aufblüht und sich öffnet. Wenn jemand plötzlich merkt: „Ah, da gibt es noch mehr – das fühlt sich großartig an!“ Oder wenn jemand durch Musik den Mut findet, seine Gefühle zu zeigen. Solche Augenblicke tragen mich.
Welcher Typ bist du als Chorleiterin? Eher die Strenge mit Taktstock oder die Motivatorin mit Augenzwinkern?
Rupert: Ganz klar die Mutmacherin mit aussagekräftigen Händen! Ich erzähle lieber Geschichten, die inspirieren. Ich will die Sänger:innen ermuntern, sich hinzugeben und ihre Emotionen auszudrücken. Für mich ist Musik eine Form von Pastoral: Wir singen, weil wir etwas zu sagen haben.
Du hast mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen gearbeitet. Was ist für dich die schönste Herausforderung, wenn man mit Menschen aus unterschiedlichen Generationen Musik macht?
Rupert: Die größte Herausforderung ist auch die größte Schönheit: Menschen wirklich zu erreichen. Jede Altersgruppe denkt anders – meine Aufgabe ist es, ‚in die Köpfe hineinzuschauen‘ und zu verstehen, wie jemand tickt. Wenn es gelingt, gemeinsam in die Hingabe zu kommen, ist das einfach wunderbar.
Wenn du mal nicht musizierst – womit kann man dich glücklich machen?
Rupert: Mit Tanzen! Ich liebe das Tanzen, weil es mich auffordert, ganz bei mir zu sein und sich zugleich auf den anderen einzulassen. Gipfelerlebnisse lassen mich „Eins mit dem Universum-Fühlen“ und manchmal reicht auch gutes Essen – Simon, unser Koch im Haus – macht mich da schon sehr glücklich. (lacht)
Was wünschst du dir von den Menschen in der Diözese? Wie können wir dich am besten unterstützen?
Rupert: Mit Offenheit. Ich gehe gerne auf Menschen zu und freue mich genauso, wenn andere auf mich zukommen. Kirchenmusik lebt vom Miteinander, und je mehr wir gemeinsam an einem Strang ziehen, desto stärker wird sie strahlen.
Rosa Andrea Martin