
Von Christus als König ist in den Evangelien vor allem in der Kindheitsgeschichte und in der Leidensgeschichte die Rede. Nach den Passionserzählungen missverstehen die Menschen und Mächte dieses Königtum Christi jedoch als ein zum Scheitern verurteiltes irdisches Phänomen. Sie verspotten ihn mit Dornenkrone, Purpurmantel und einer Tafel am Kreuz: „Jesus von Nazaret, der König der Juden“. Als Jesus am Kreuz hängt, wird er von führenden Männern, von Soldaten und sogar vom Verbrecher neben ihm dreimal verhöhnend aufgefordert: „Rette dich selbst!“
Jesus war Zeit seines Lebens aber nie ein wahnhafter Selbstoptimierer, ein leerer Versprecher, ein Scharlatan mit platten Erlöse-dich-selbst-Slogans. Nach dem Zeugnis der Evangelien ist Jesu Königtum nicht von dieser Welt, sondern größer als wir es mit unseren irdischen Maßstäben begreifen könnten. Der Messias spricht von der „basileia tou theou“ und der „basileia ton ouranon“, also vom Königreich Gottes und vom Königreich der Himmel.
Von Gott gesandt, ist und bleibt Jesus ein durch und durch Liebender. Er betet für seine Mörder und nimmt die Reue des anderen, ebenfalls mit ihm gehenkten Verbrechers an, der Jesus als unschuldiges Opfer und zugleich als König bekennt. Hier wird offenbar: Jesus bleibt seiner Botschaft von der Liebe Gottes treu, selbst wenn das letztlich den Tod für ihn bedeutet, weil die Menschen diese Botschaft nicht annehmen. Am Kreuz noch verspricht der König Jesus dem (Mit-)Leidenden das ewige Leben mit ihm im Himmel. Und so könnte das Bekenntnis über Jesus Christus auch lauten: Die Macht in der Ohnmacht, die aus Liebe das Leid und den Tod nicht scheut.
Dietmar Steinmair ist Geschäftsführer des Katholischen Bildungswerks Vorarlberg und Teamleiter im Pastoralamt der Diözese Feldkirch. sonntag@koopredaktion.at


