
Die Rede Jesu über den Anfang der endzeitlichen Not liest sich wie eine Beschreibung dessen, was wir auch heute erleben: Kriege, bewaffnete Konflikte, Staaten überfallen andere, Ethnien werden vertrieben, Erdbeben, Seuchen, Hungersnöte, Inhaftierungen,
Prozesse, Morde, schreckliche Dinge und
falsche Propheten.
Lukas schrieb das in einer Zeit, in der der
Jerusalemer Tempel schon zerstört und die noch junge Christengemeinde Verfolgungen ausgesetzt war. Die Jünger Jesu erhielten starke Zusagen: Habt keine Angst! Ich werde euch die richtigen Worte und unwiderlegbare Weisheiten in euren Mund und euer Herz legen! Sorgt euch nicht im Voraus! Bleibt standhaft! Zwar werdet ihr von allen gehasst aufgrund eures Bekenntnisses zum Namen Christi – aber es wird euch nichts geschehen!
Die Zusagen gelten auch heute noch –
für alle verfolgten Menschen.
Jesus verspricht: „Und doch wird euch kein Haar gekrümmt werden.“ Andere übersetzen: „Und nicht ein Haar von eurem Haupt wird verloren gehen.“ Weder euren Kopf noch nicht einmal ein Haar werdet ihr also verlieren. Kaum zu glauben, wenn man in
die Weltgeschichte blickt, oder?
Glauben bedeutet Sicherheit und Unsicherheit zugleich. Glauben heißt ausgespannt sein zwischen der Zusage zur Rettung und dem Wissen um irdische Katastrophen
und reale Verfolgungen. Der Grat ist schmal
zwischen Kein-Haar-gekrümmt-bekommen und Den-Kopf-dennoch-verlieren.
Einer, der von diesem schmalen Grat auf
die Seite des gewaltsamen irdischen Todes gefallen ist und seinen Kopf wortwörtlich verloren hat, ist der Vorarlberger Priester Carl Lampert. Er wurde 1944 von den Nazis enthauptet. Dennoch hat er das (ewige) Leben gewonnen. Der Gedenktag des
Seligen ist der 13. November.
Dietmar Steinmair ist Geschäftsführer des Katholischen Bildungswerks Vorarlberg und Teamleiter im Pastoralamt der Diözese Feldkirch.


