
Im kurzen Lesungstext ist die Intensität, mit der Timótheus für sein Zeugnis für Jesus von Paulus ermutigt wird, verdichtet. „Entfache die Gnade Gottes wieder!“
Timótheus soll sich der Gnade, die ihm für seine Sendung durch Paulus zuteilgeworden ist, bewusst sein. Er soll sie
entfachen, brennen und wirken lassen. Er soll sich nicht des Zeugnisses für Jesus schämen. Diese Aufforderung knüpft an
die Aussage des Paulus aus dem Römerbrief an: „Ich schäme mich des Evangeliums nicht: Es ist eine Kraft Gottes zur Rettung für jeden, der glaubt“ (Röm 1,16).
Das Evangelium – das Wort Gottes – ist nach dem Römerbrief die rettende Kraft Gottes. Ähnlich wird im 2. Timótheusbrief die Kraft dem Geist, den wir von Gott empfangen haben, zugeschrieben: Denn dieser ist nicht ein Geist der Verzagtheit, sondern der Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.
Nicht nur Timótheus wird mit diesem Brief angesprochen, sondern auch jede und jeder von uns. Diese Worte gelten auch uns: Entfache die Gnade Gottes, gib dem Geist Gottes Raum im eigenen Leben. Leide für das Evangelium Gottes mit Jesus – gemeinsam mit zahlreichen anderen Zeuginnen und Zeugen! Bewahre das anvertraute kostbare Gut! All das kann in der Kraft des Heiligen Geistes, der in uns wohnt, geschehen.
Auch wir brauchen uns des Evangeliums Jesu und des Zeugnisses für ihn nicht zu schämen. Vielmehr sollten wir in Jesus und seinem Evangelium das uns anvertraute kostbare Gut und Quelle der Kraft entdecken. Nicht sich schämen, sondern für das Evangelium und seine Botschaft mitleiden, brennen und sie wirken lassen!
Dr. Mira Stare ist Bibelwissenschaftlerin an der Kath.-Theol. Fakultät Innsbruck und Pfarrkuratorin in der Diözese Innsbruck. sonntag@koopredaktion.at