Buchboden mit knapp 65 Einwohner:innen ist ein kleines, überschaubares Flecklein Erde. Die grünen, satten Wiesen duften nach Sommerkräutern und die Berge sind zum Greifen nahe. Natur pur, ohne Ablenkung und mit nur sehr eingeschränktem Handy-Empfang. Inmitten dieser Idylle liegt die Mühle. Dort fand kürzlich ein zweitägiges Seminar mit Pater Anselm Grün und Susanne Türtscher statt.
Heilkraft Hoffnung war der Titel des zweitägigen Seminars, zu dem Susanne Türtscher geladen hatte. Die Kräuterpädagogin und Vision-Quest-Begleiterin ist mit Leib und Seele in der Natur verwurzelt. Über Jahrzehnte hat sie sich das alte Wissen über die Kräuterheilkunde erarbeitet. Und so begann auch das Seminar, im Kreis sitzend und im Blick den Jahreskreis mit all seinen Wundern und Übergängen. Diese wurden auch im biblischen Kontext wahrgenommen und erklärt. Eine Pflanze bleibt dabei besonders in Erinnerung: Die Engelswurzel. Als Verbindung zwischen Himmel und Erde. Eine Heilpflanze die Halt, Kraft und Sicherheit schenkt.
Dann ging es auch schon hinaus in die Natur. Susanne Türtscher ermutigte die Gruppe den Gang in die Natur als Schwellengang bewusst wahrzunehmen. In sich hören, was man vielleicht zurücklassen möchte
oder zu spüren, was gerade Aufmerksamkeit verlangt. Es war sehr wohltuend, dass dieses In-sich-spüren in der Stille stattfand und jeder in seinem Rhythmus auf dem Weg war. Das beruhigende Rauschen des Mühlebachs war die einzige Geräuschkulisse. Im Seminarhaus fand nach der Einheit in der Natur, die erste Begegnung mit Anselm Grün statt.
Die Faszination, die von dem Benediktinermönch ausgeht, lässt sich nicht in einem Wort beschreiben. Es ist eine Mischung aus Güte, Herzenswärme und absoluter Authentizität. Seine klaren Worte treffen mitten ins Herz. Spiritualität von unten. Ganz bei den Menschen und ihren Ängsten und Sorgen. Nicht belehrend, sondern im Dialog mit den Menschen. Heilsam ist dabei die wohltuende Brücke zum Glauben, die der 80-Jährige so gut zu bauen vermag: Letztendlich mündet alles in Gottes Liebe. Warum die Hoffnung gerade jetzt, in so nervösen und unsicheren Zeiten so wichtig ist, erklärte Pater Anselm so: „Hoffnung ist wichtiger als Erwartung. Erwartungen an das Leben oder die Gesellschaft können enttäuscht werden. Hoffnung heißt jedoch: Ich hoffe, auch wenn meine Erwartungen nicht erfüllt werden. Diese Hoffnung stirbt nicht. Hoffnung hat keine konkreten Vorstellungen. Es ist die Grundlage des Glaubens,“ so Anselm Grün den Papst Franziskus als „Mönch ohne Angst“ bezeichnete.
Auch die Kirche kann in diesen unsicheren Zeiten Antworten geben. „Wichtig ist, dass die Kirche hört. Dass sie eine hörende Kirche ist und genau wahrnimmt, was sind die Sorgen und Ängste der Menschen. Dann sollte sie versuchen, Antworten zu geben. Nicht als Besserwisser, sondern im Dialog mit den Menschen. Indem sie ihre Sehnsucht anspricht. Denn letztendlich ist jede Sehnsucht auch immer die Sehnsucht nach Gott. Wenn ich diese Sehnsucht anspreche dann glaube ich, kann ich die Menschen berühren. Die Kirche muss an die Menschen glauben, mit Belehrungen erreiche ich niemanden, so Anselm Grün weiter. Und so war die schöne Zeit in Buchboden geprägt von wertvollen Begegnungen, heilsamen Ritualen und wärmenden Geschichten. Die tiefe freundschaftliche Verbindung zwischen Pater Anselm und Susanne war dabei spürbar und hat dem Seminar zusätzliche Tiefe verliehen.
Petra Baur