
Die Gebäude eines Frauenklosters sollen saniert und für die Wohnbedürfnisse der Schwestern neu eingerichtet werden. Der beauftragte Architekt präsentiert den Ordensfrauen seine Pläne zu einem großzügig ausgestatteten, höchst komfortablen Wohnbereich, der, wie man so sagt, alle Stücke spielen soll. Die Oberin schaut sich das eine Weile nachdenklich an, und dann sagt sie: „Das ist ja, als ob wir ewig hierbleiben würden.“ Und sie fordert eine radikale Vereinfachung.
Radikale Vereinfachung des Lebens – das fordert Jesus: „Macht euch Geldbeutel, die nicht alt werden!“ Unsere Kreditkarten werden auch tatsächlich nicht alt, alle paar Jahre bekommen wir von der Bank eine neue mit verbesserten Dienstleistungen, das Bezahlen soll immer bequemer werden. Bezahlen gehört für uns zu den grundlegenden Tätigkeiten des Alltags. Da muss man schauen, dass die Beutel ordentlich und beständig gefüllt sind – „rechtzeitig drauf schauen, dass man’s hat, wenn man’s braucht“ – so der bekannte Slogan einer Bank.
„Wenn man’s braucht“ – das ist der springende Punkt der Provokation Jesu. Was brauchst du wirklich? Was lässt du dir einreden, dass du es etwa bräuchtest? Mit welchen Dingen verdeckst und überspielst du Notwendiges, auch Unangenehmes? Was verstellt dir so den Weg zum Wesentlichen? „Wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz.“ Das ist eine Tatsache zu allen Zeiten: Was wir besitzen, was wir ansammeln, das kann uns binden, all unser Denken und Fühlen. Mit einer befremdlichen aggressiven Sprache warnt uns das Evangelium vor solchen Bindungen, „als ob wir ewig hierbleiben würden“. So lässt es mich nachdenklich zurück.
Christian Landl ist Diakon und Seelsorger in den Pfarrgemeinden Schörfling, Weyregg und Steinbach am Attersee. sonntag@koopredaktion.at