
An diesem und weiteren fünf Sonntagen ist die zweite Lesung jeweils aus den Timótheusbriefen entnommen. Der 1. und 2. Timótheusbrief wie auch der Titusbrief sind als „Pastoralbriefe“ bekannt. Ihre Adressaten sind die Vorsteher bzw. „Hirten“ der christlichen Gemeinden (lat. pastores), nämlich die Mitarbeiter des Paulus, Timótheus und Titus. Der Verfasser identifiziert sich mit Paulus. Die neuere Forschung ist sich jedoch einig, dass die Pastoralbriefe nicht von Paulus selbst, sondern aus seiner Schule stammen. Mit der Erwähnung seines Namens als Verfasser wird diesen Briefen jedoch eine hohe Autorität verliehen. Sie wurden am Übergang vom 1. zum 2. Jahrhundert nach Christus geschrieben.
Timótheus, der langjährige Mitarbeiter des Paulus, ist von Paulus beauftragt, in der Gemeinde in Ephesus zu bleiben und ihr bei der Bekämpfung von Irrlehren zu helfen. In der heutigen Lesung geht es um Gottesdienstanweisungen. Bitten und Gebete, Fürbitten und Danksagungen sollen sich auf ALLE Menschen beziehen. Auch für die Herrscher und Machthabenden soll gebetet werden, damit sie ihre Macht zum Wohl von ALLEN einsetzten und so die Menschen ungestört und ruhig leben können. Denn es gibt nur einen Gott und nur einen Mittler zwischen Gott und Menschen, nämlich Jesus Christus, der sich als Lösegeld für ALLE hingegeben hat. Gott will, dass ALLE Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.
Bete auch ich für ALLE oder nur für mich? Ist Gott auch für mich Retter ALLER in Jesus Christus, der sein Leben für mich und für ALLE hingegeben hat?
Mira Stare ist Bibelwissenschaftlerin an der Kath.-Theol. Fakultät Innsbruck und Pfarrkuratorin in der Diözese Innsbruck. sonntag@koopredaktion.at