
„Friede sei mit euch!“ So hatte der Auferstandene seine Gemeinde in Jerusalem am ersten Ostersonntag gegrüßt. Wie sehr haben wir diesen Zuspruch heute nötig! Sehr realistisch diagnostiziert das Evangelium unter uns Christinnen und Christen Spaltung, die Menschen im gleichen Haus leben in Zwietracht. Diese Diagnose ist nicht überholt, sie gilt auch heute: Im Haus der Kirche herrschen nicht nur Respekt und Wertschätzung, sondern auch Zwietracht und Spaltung. Christinnen und Christen sprechen einander das wahre Christsein ab, sie werfen sich Ungläubigkeit und moralisches Verderben vor, Untreue gegenüber den Fundamenten des Glaubens etc. Sich als elitär verstehende Gruppen schauen überheblich herab auf sogenannte normale Christinnen und Christen oder normale Pfarrgemeinden. Und manchmal wird sogar wie in Diktaturen die Denunziation praktiziert. Wie in zerstrittenen Familien bewegt sich der Umgang miteinander zwischen Ignoranz und Aggression, manche fordern gar harte Strafen für „Häretiker“. Da könnte man fast meinen: Was geben wir doch für ein erbärmliches Bild einer Glaubensgemeinschaft ab!
Mit dem Feuer der Begeisterung soll sich das Evangelium Jesu Christi unter den Men-schen verbreiten, aber doch wohl ohne eine Strategie der verbrannten Erde!
Der Shalom, das umfassende Heil für alle Menschen und für die ganze Schöpfung, ist und bleibt der Kern der Botschaft Jesu, sein Ostergruß „Friede sei mit euch!“ ist lebensnotwendig, und wir als Kirche sollen der Ort sein, wo das anfängt. Da haben wir genug zu tun für unsere alltäglichen Begegnungen, für einen reifen und mündigen Umgang miteinander.
Christian Landl ist Diakon und Seelsorger in den Pfarrgemeinden Schörfling, Weyregg und Steinbach am Attersee. Kontakt: sonntag@koopredaktion.at