
Von Regens Roland Buemberger
Die Gründung und Fertigstellung des Priesterseminars in den 1950er-Jahren fällt in die Zeit des Wiederaufbaus nach dem 2. Weltkrieg. In Innsbruck lagen wie im ganzen Land durch die Bombenschäden nicht nur viele Häuser in Trümmern, auch viele menschliche Schicksale brauchten Aufbauarbeit. Viele trauerten um gefallene Familienmitglieder und Freunde, andere waren von der Deportation in Gefängnisse und KZs gezeichnet, ganze Familien waren auseinandergerissen, Kinder durch die Kriegsereignisse traumatisiert, Kriegsheimkehrer waren krank oder verletzt – körperlich wie seelisch. In dieser Zeit ein Priesterseminar zu bauen war seelsorglich gesehen ein Gebot der Stunde und wirtschaftlich gesehen unerreichbar. Durch den enormen Einsatz des ersten Regens, Prälat Ammann, der zugleich Dekan in Bludenz war, und durch die großzügige Spendenbereitschaft der Gläubigen in Vorarlberg und Tirol konnte dieses Projekt realisiert werden. Den Engagierten von damals gebührt große Anerkennung und bleibender Respekt.
Am Samstag, 27. September, möchten wir alle Interessierten und alle, die im Priesterseminar Gemeinschaft, Ausbildung, Wohnung oder Arbeitsplatz gefunden haben, zu einem Erinnerungs- und Dankestreffen einladen. Dabei möchten wir auch gerne Gelegenheit geben, mit den aktuellen Seminaristen und Hausverantwortlichen ins Gespräch zu kommen und unsere Gedanken und Erfahrungen zur Erneuerung der Ausbildung und zu einer nachhaltigen und sparsamen Verwendung der Ressourcen und Spenden zu teilen.
Die Aufgabe und Rolle des Priesters hat sich im Lauf der Zeit immer wieder gewandelt. Er ist heute mehr denn je gefordert, Seelsorger, Theologe, Prediger, Ermöglicher, Gestalter, und spiritueller Begleiter in einem komplexen Umfeld zu sein. Papst Franziskus hat sich wiederholt zur Bedeutung einer ganzheitlichen Priesterausbildung geäußert, damit zukünftige Priester nicht nur intellektuell gebildet, sondern vor allem menschlich reif, geistlich gefestigt und pastoral fähig sind. So möchte die Ausbildung nicht nur Wissen vermitteln, sondern „im Herzen der jungen Menschen jene Leidenschaft für das Evangelium entfachen, die es ihnen ermöglicht, Jesus zu lieben und ihm nachzufolgen, auch in den schwierigsten Momenten.“ (Papst Franziskus)
Besonderes Augenmerk legte Papst Franziskus auf die menschliche Dimension der Ausbildung. Ein Priester müsse ein Mensch sein, der zu Beziehungen fähig ist, der zuhören kann und der empathisch ist. Er zitiert hierzu oft den hl. Johannes Paul II., der betonte, dass der Priester vor allem „ein Mensch der Begegnung“ sein muss. Franziskus ergänzt: „Ein Priester muss ein Mann der Barmherzigkeit sein, jemand, der die Wunden der Menschheit heilen kann und der die Fähigkeit hat, anderen zu vergeben und ihnen zu helfen, sich zu erheben.“ Diese menschliche Reife ist die Grundlage für jede weitere theologische und pastorale Ausbildung. Ein weiterer zentraler Punkt in unserer Ausbildung ist die geistliche Dimension. „Das Seminar ist nicht nur ein Ort des Studiums, sondern vor allem ein Ort des Gebets und der Gemeinschaft, wo die Berufung wächst und reift“, so Papst Franziskus. Die persönliche Beziehung zu Christus, ein tiefes Gebetsleben und die regelmäßige Feier der Eucharistie sind für uns unerlässlich, um sich auf das Priestersein mit Freude und Hingabe vorbereiten zu können.
Die pastorale Dimension schließlich zielt darauf ab, die Priester auf die konkreten Anforderungen der vielfältigen pastoralen Praxis vorzubereiten: kreative Verkündigung in einer sich ständig verändernden Welt. Es geht um Priester, die fähig sind, nahe bei den Menschen zu sein und ihre Sorgen und Freuden zu teilen. Die Weiterentwicklung der Priesterausbildung ist bleibendes Thema. Es geht darum, nicht nur neue Berufungen zu fördern, sondern auch die Qualität der Ausbildung im Blick zu haben, damit die Kirche auch in Zukunft Priester hat, die den Anforderungen der Zeit gewachsen sind und die Frohe Botschaft glaubwürdig verkünden können.
Ein herzliches Danke allen, die für uns beten und denen die die Ausbildung der Priester durch eine Spende eine Investition in die Zukunft des Glaubens wert ist. Interessierte junge Männer, die gerne ein paar Tage mitleben und die Gemeinschaft kennenlernen möchten, sind herzlich willkommen.