
Für wen halten mich die Leute? Die Frage Jesu damals an seine Jünger, heute an uns. Sie ist drängender, wichtiger denn je.
In einer Zeit des religiösen Überangebotes stellt sich noch dringlicher die Frage nach dem, wer Jesus ist. Wer Jesus für uns ganz persönlich ist, und darüber hinaus, wie definieren wir uns als Christen, als Christinnen? Tragen wir doch seinen Namen.
Fragt man Kinder nach Jesus, und nicht nur sie, oft auch Personen, die religiös sozialisiert sind, stete Kirchenbesucher, engagiert, kommen schnell Floskeln, die sie mal hier, mal dort aufgeschnappt haben. Ähnlich der perfekten Antwort Petrus’ im Text. Gräbt man tiefer, kommt man oft zu dem Punkt, dass die Begrifflichkeit zunehmend leer geworden ist. Nach und nach füllt sich durch Geschichten, durch Gebete, durch bewusstes Erfahren und schließlich auch durch Nachfolge jenes Bild, welches für jeden von uns erst zusammengesetzt werden muss, das Bild des Sohnes Gottes, des Christus, des Gesalbten.
Für wen halten mich die Menschen?
Das lässt sich für jeden von uns nur individuell beantworten, verwoben mit Erfahrung, mit Gefühl, mit Geschichte, mit Erzählungen, durchaus auch mit Kritik, mit Enttäuschung, mit Negativem, mit dem, was menschliches Leben und was Glauben mit sich bringt. Aufgedeckt, demaskiert. Und doch ist da etwas Einendes, etwas, was uns mit all den anderen, die seit der Taufe den Namen des Gesalbten tragen, verbindet. Das uns sagt: Ihr seid nicht allein. Er; dessen Name, dessen Bild wir noch erschließen müssen; der uns beim Namen gerufen hat; ist bei uns, vom Anfang bis zum Ende. Er, der Sohn Gottes. Knallhart, wunderschön und unbegreiflich.
Katharina Schindelegger (33) ist Theologin und Journalistin. Sie ist in den Pfarren Ober Sankt Veit und Unter Sankt Veit – Zum Guten Hirten (Wien 13) als Pastoralassistentin tätig. sonntag@koopredaktion.at