
Der Dreifaltigkeitssonntag ist ein theologischer Versuch, über Gott zu reden und den unsagbaren Gott zu sagen. Dabei geht es nicht um ein philosophisches Gotteskonstrukt, sondern um den Gott des Anfangs und der Vollendung, um den Gott Abrahams, den Gott vom Berg Sinai und der Wüste, den Gott der Propheten, der ein Gott seines Volkes und der Menschen ist. Es geht um den Gott Jesu Christi, den Menschgewordenen, Gekreuzigten, Auferweckten und den Richter über Lebende und Tote.
Wenn wir „Gott“ sagen, dann reden wir von Gott Vater, Sohn und Geist und über das Wagnis, eine Antwort zu finden auf die Frage, wer Gott ist. Ob wir diesen Gott aushalten? Und wenn alles gesagt worden wäre, die Konzilien gestritten, die Theologen geforscht, die Gottesstreiter gerungen und die Gottesleugner gelogen hätten, wird Gott immer noch der ganz Andere bleiben, der alles menschliche Denken durchkreuzt, das Geheimnis, das die Enge sprengt und jede Gottesdefinition entlarvt. Gott ist Vater, Quelle und Ursprung allen Seins, durch dessen Wort alles geschaffen ist und dessen Macht, Herrlichkeit, Weisheit und Güte sich in seiner Schöpfungs- und Heilsgeschichte uns mitteilt.
Der Sohn hat durch seine Menschwerdung diesen Gott als liebenden Vater bezeugt: „Ich und der Vater sind eins, wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen“. Seine Erlösungsgeschichte trifft alle Menschen. Durch den Geist teilt sich uns Gott als Schöpfer und Erlöser mit, er offenbart sich uns, er redet zu uns und arbeitet mit uns, damit der Mensch auflebt und seine Welt Zukunft schreibt. Zur Jahrtausendwende rollten Busse durch London mit der Aufschrift: „Wahrscheinlich gibt es keinen Gott. Also mach dir keine Sorgen, sondern genieße das Leben.“ Heute fragen wieder viele: „Was fehlt, wenn Gott fehlt?“, trotz aller Gleichgültigkeit.
P. Karl Schauer OSB ist Bischofsvikar in der Diözese Eisenstadt