
Pfingsten ist das Fest der Zumutung Gottes. Gott mutet uns seinen Geist zu. Das Pfingstereignis, wie es sich in der Metropole Jerusalem, dem Ort der Kreuzigung Jesu und dem Ort der Begegnungen mit dem auferstandenen Christus zugetragen hat, wird detailliert in der Apostelgeschichte erzählt.
Johannes, der Theologe unter den Evangelisten, redet in seinem ganzen Evangelium vom Wirken des Geistes Gottes, der Leben gibt, schöpferische Kraft ist, das Verödete belebt, die Sünde auslöscht, prophetisches Tun provoziert und schöpferisches Reden hervorbringt. Er ist der Beistand, der Tröster, der in die ganze Wahrheit einführt, Zeugnis ablegt von Gott und uns zur Wahrheit und zum Zeugnis befähigt. Für den vierten Evangelisten sind Kreuzigung, Erhöhung und Geistmitteilung durch den Gekreuzigten und Auferstandenen eine Einheit. Gott schenkt uns Menschen durch seinen Sohn Anteil an seinem Geist und an seinem göttlichen Leben.
Welt, Kirche und die Glaubenden dürfen auf ein neues Pfingsten hoffen, damals, in der langen Geschichte des Bundes Gottes mit uns und heute: Begeistert und mit dem Heiligen Geist erfüllt, können wir auch im Gegenwind an Jesus Christus glauben, der der Liebe Gottes Gestalt gibt und diese Liebe unserer hinkenden Welt nicht entzieht. Wer Menschen begeistern will, tut dies nicht mit einer abstrakten Erklärung, sondern mit einer Sprache, die fasziniert, und mit einem Tun, das überzeugt.
Offen für Gottes Geist, kann heißen: Frei von Engherzigkeit, Blindheit, Verblendung, frei von Egoismus, Kleinmut und Schuld. Aber frei für die Liebe zu Menschen, mit denen wir arbeiten und leben, und frei für Gott, für seine Liebe und Wahrheit, für sein Leben in uns, das nichts anderes ist als Gabe und Wirken des Geistes Gottes. Geistliche, das sind wir alle.
P. Karl Schauer OSB ist Bischofsvikar in der Diözese Eisenstadt