
Aus der KirchenBlatt-Ausgabe Nr. 47 vom 18. Dezember 2025.
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Artikel von Joachim Schwald
Frau Heidinger, fünfzehn Jahre sind seit der Seligsprechung Carl Lamperts vergangen. Was hat sich seither verändert?
Elisabeth Heidinger: Der Blick ist klarer geworden; es hat sich ein Bewusstsein dafür entwickelt, dass seine Haltung – unverstellt, menschlich, widerständig im geistigen Sinn – einen Resonanzraum bietet, der weit über kirchliche Binnenkreise hinausreicht. Lamperts Geschichte fällt in eine Zeit, die sensibler ist für Fragen nach Mut, Gewissen und der Zerbrechlichkeit demokratischer Umgangsformen. Mit jedem Jahr tritt schärfer hervor, wie sehr seine Stärke auch uns betrifft. Dadurch wird er näher – und zugleich anspruchsvoller. Er fordert uns heraus, Erinnerung als Verantwortung zu verstehen.
Sie sprechen davon, dass Erinnern eine Form von Gegenwartsgestaltung ist. Wie meinen Sie das?
Heidinger: Erinnern ist eine Auflehnung gegen die bequeme Unschärfe. Und sie ist nicht rückwärtsgewandt, sondern eine Haltung nach vorne. Sie ist ein Schutzraum gegen die Erosion von Maßstäben und ein Prüfstein, an dem wir messen, wo wir selbst bequem geworden sind. Lampert erinnert uns daran, dass Menschlichkeit kein Luxus ist, sondern eine Aufgabe, besonders dann, wenn sie unter Druck gerät...
Aus der KirchenBlatt-Ausgabe Nr. 47 vom 18. Dezember 2025.
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